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Yamatanoorochi

Yamata no Orochi

Yamata no Orochi (jap. ヤマタノオロチ; achtgabelige Riesenschlange, auch 八岐遠呂智[1] (Kojiki) bzw. 八岐大蛇[2] (Nihonshoki)) ist eine achtköpfige Schlange aus der japanischen Mythologie. Sie wird vor allem in den Geschichtswerken Kojiki und Nihonshoki aus dem 8. Jahrhundert beschrieben.

Beschreibung[]

Yamata no Orochi wird folgendermaßen beschrieben:

"Ihre Augen sind [rot wie] Blasenkirschen und an ihrem Leib hat sie acht Köpfe und acht Schwänze. Außerdem wachsen auf ihrem Körper Moos (koke) und auch Zypressen (Hinoki) und Kryptomerien. Ihre Länge reicht über acht Täler und acht Hügel, und wenn man ihren Bauch betrachtet, so ist er überall beständig blutig (und) entzündet."
―Ashinazuchi[3]

Handlung[]

Nach seiner Verbannung aus Takamanohara ging Susanoo nach Torikami, wo er ein weinendes Ehepaar antraf, das ein Kind bei sich hatte. Der Mann Ashinazuchi erzählte Susanoo, dass er einst acht Töchter hatte, doch jedes Jahr sei eine achtköpfige Schlange, Yamata no Orochi, gekommen und habe eine seiner Töchter verschlungen. Kushiinada-hime, das Kind, das sie bei sich hatten, war die letzte der Töchter, und die Zeit sei gekommen, dass Yamato no Orochi zurückkehren sollte[1][2].

Susanoo befiehlt dem Ehepaar, achtfach gebrauten Sake (Reiswein) zu brauen, und einen Zaun mit acht Toren zu errichten. Hinter jedes Tor soll ein Fass Sake gestellt werden. Als Yamato no Orochi kam, trank er aus jedem der acht Fässer und fiel kurz darauf in einen tiefen Schlaf. Daraufhin tötete Susanoo die Schlange und ihr Blut färbte den Fluss Hii rot[1][2].

Im Inneren der Schlange fand er das Schwert Ame-no-Murakumo-no-Tsurugi (jap. 天叢雲剣, auch 草薙の剣, Kusanagi-no-Tsurugi, kurz Kusanagi), welches er der Göttin Amaterasu präsentierte, um seine Verbannung aufzuheben[1][2].

Hintergrund[]

Die Geschichte von Yamata no Orochi ist ein Beispiel einer Drachentöter-Geschichte, wie sie in unterschiedlicher Form in ganz Eurasien vorkommen, und hat ihren Ursprung im Chaoskampf[4]. Die Episode hat eine ähnliche Struktur wie ATU 300: Der Drachentöter, jedoch fehlen die Elemente der Hunde, die den Drachentöter unterstützen, und des Betrügers, der sich als Drachentöter ausgibt. Dennoch wird es für gewöhnlich diesem Märchentyp zugeordnet[5]. Die auffälligste Parallele ist das Motiv, dass dem Drachen eine Prinzessin (jap.: 姫, hime, dt.: Prinzessin bzw. Edeldame) geopfert werden soll, die der Held rettet. Die älteste überlieferte Version dieses Motivs ist der Mythos von Perseus, der Prinzessin Andromeda vor dem Seemonster Ketos rettet[6]. Mit späteren Versionen, z.B. der Sage von St. Georg, hat der japanische Mythos gemein, dass es sich bei der Prinzessin um das Letzte in einer Reihe von Opfern handelt.

Die Zahl 8 repräsentiert in Japan Vollständigkeit. Sie kann z.B. für die acht Inseln Japans stehen[7].

Miura Sukeyuki sieht in der Geschichte einen Kampf zwischen Zivilisation und Natur. Dabei ist Orochi der Flussgott des Hii und symbolisiert die Natur, während die Tochter Kushiinada-hime (jap.: 寄稲田姫, Prinzessin des Reisfeldes) für das Reisfeld steht. Jedes Jahr müssen sich die Eltern mit der Natur in Gestalt des Flussgottes auseinandersetzen, um eine ausreichende Ernte zu sichern[8]. Vor allem in historischer Zeit gab es am Hii häufig Hochwässer, doch er war für die Bewässerung der Reisfelder immer unentbehrlich. Diese Balance zwischen Ehrfurcht und Angst, mit der die Menschen dem Fluss gegenüberstehen, wird im Mythos auf die Schlange übertragen. Dass Drachen die Kontrolle über Gewässer und Wasser im Allgemeinen haben und dieses, solange kein Drachentöter ihnen Einhalt gebietet, den Menschen vorenthalten können, ist ein häufiges Motiv in Drachensagen und -mythen und kommt auch im oben genannten Mythos von Perseus vor[4].

In der chinesischen Mythologie sind Lóng (Drachen, jap.: Ryū) meist wohlwollende Bringer von Regen. Im Kontrast dazu stehen Jiaolong, die als Flussgötter die gefährlichen Aspekte des Wassers repräsentieren. Die chinesische Mythologie hatte einen großen Einfluss auf die japanische, und so kann Yamata no Orochi als mythologische Verwandte der Jiaolong angesehen werden[9][4].

Feste[]

In einem Dorf in der Präfektur Hyōgo wird die Sage nachgestellt, indem man einen Aal mit Stroh ausstopft und mit einer Chilischote als Zunge ausstattet. Im Haus einer Familie, deren ältester Sohn gerade die Pubertät erreicht hat, muss der tote Aal Sake "trinken" und seine Todesqualen werden vor versammelter Menge nachgestellt. Der Sohn der Familie stellt dabei das Menschenopfer dar, das Orochi in der Sage dargebracht wurde. Schließlich wird der Aal geköpft und in Teile geschnitten und die ganze Gruppe besucht den örtlichen Schrein. Danach gibt es ein großes Festmahl[10].

In der Populärkultur[]

Orochi

Orochi in Yamato Takeru

Yamata no Orochi ist ein häufig in Animes, Mangas und Videospielen vorkommendes Ungeheuer:

  • So ist es zum Beispiel der Endgegner im Spiel "Okami".
  • Im Manga "Shaman King" ist Orochi ein Elementargeist.
  • In der Manga-Reihe "Batman und die Justice League" ist Yamata no Orochi eine Verkörperung der Ley-Linien, Strömungen magischer Energie, welche sich unter Gotham City manifestieren und Superschurken, wie Joker und Lex Luthor, für sich nutzen möchten.
    • Möglicherweise basiert dies auf der pseudowissenschaftlichen Vorstellung des Autors John Michell, der die Ley-Linien mit so genannten Drachenlinien (Lóng mei) aus China vergleicht oder gleichsetzt[11].
  • Im Sammelkartenspiel Yu-gi-oh! gibt es eine Karte namens "Yamata Drache" die diesen Drachen darstellen soll.
  • Richard Gordon Smiths Kurzgeschichte A Story of Oki Islands ist ebenfalls eine japanische Sage im Stil der Georgssage, bezieht sich jedoch nicht direkt auf Yamata no Orochi.
  • Sein wohl berühmtester Auftritt ist der Film "Orochi, the eight headed Dragon", zu deutsch: "Orochi, der achtköpfige Drache"
  • Im Spiel "Dragon Quest Monsters" kann man durch Paarung ebenfalls einen starken Drachen namens Orochi erhalten. Wie viele Monster aus DQM stammt er ursprünglich aus "Dragon Quest III". Man kann ihn mit anderen Drachen zu Xenlon kombinieren.
  • In dem Manga und Anime "Naruto Shippuuden" kann Orochimaru sich durch ein Jutsu in eine weiße Yamata no Orochi verwandeln.
  • Digimon:
    • Orochimon basiert auf Yamata no Orochi und hat eine alkoholhaltige Atemwaffe.
    • Susanoomon besitzt die Waffe ZERO-ARMS: Orochi, die mit mehren Köpfen bestückt ist und an die japanische Mythologie angelehnt ist.
  • King Ghidorah aus den Godzilla-Filmen basiert auf Yamata no Orochi und der Hydra von Lerna. In Godzilla, Mothra and King Ghidorah wird er sogar als Jungform von Orochi bezeichnet, da er nur 3 anstatt der 8 Köpfe des erwachsenen Drachen hat.
  • Ein weiterer Toho-Film mit Orochi selbst als Antagonisten ist Madra – Das achtköpfige Ungeheuer (jap.: ヤマトタケル, Yamato Takeru). Hier hat er Beine und nur einen Schwanz. In der deutschen Version des Films wird er Madra genannt, während die englische den japanischen Namen Orochi beibehält.
  • Das Pokemon Trikephalo und seine Entwicklungen basieren ebenfalls auf Orochi und dem davon inspirierten King Ghidorah.
    • Seine erste Form Kapuno heißt im Französischen Solochi, von solus (lat. einzeln, einzig) und Orochi
    • Außerdem ist das Pokémon Hydrapfel in Japanisch und Französisch nach Orochi benannt.
  • In der Shin Megami Tensei Reihe ist Yamata no Orochi ein wiederkehrender Dämon, während er in der Spinoff-Reihe Persona als Persona vorkommt.
    • In Devil Children erinnert seine Orochi-Form an eine Tsuchinoko, während dieses Fabelwesen in Persona 2 als gesondertes Persona auftritt.
  • Susano ist ein spielbarer Gott in Smite. Der Name des Skins Serpent Slayer und das Portrait der Skins Golden, Legendary und Diamond spielen auf die Legende von Yamata no Orochi an.
  • Susanoos Kampf gegen Yamata no Orochi wird in Andreas Gößlings Kurzgeschichte Die achtgabelige Riesenschlange neu erzählt.
  • One Piece:
    • Boa Sandersonia, die von der Schlangen-Frucht Modell: Anaconda gegessen hat, beherrscht den Angriff namens Schlangenhaar-Dämon: Yamata no Orochi. Sie kann durch Körperbeherrschung ihre Haare kontrollieren, die die Gestalt von sieben zusätzlichen Schlangenköpfen annehmen und sogar Stein zerbeißen können.
    • Kurozumi Orochi ist der herrschende Shogun von Wano Kuni. Er kann sich mit Hilfe einer Teufelsfrucht, der Schlangen-Frucht in die Yamata no Orochi verwandeln.
  • In Puzzle & Dragons ist Viper Orochi ein sechsköpfiger Drache.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ō no Yasumaro (712), 古事記 (Kojiki), Übersetzung: Basil Hall Chamberlain (1919), The Kojiki, Independently published (2021), ISBN 979-8711819332
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Toneri-shinnō (Herausgeber, 720), 日本書紀 (Nihonshoki)
  3. Karl Florenz (1919), Die historischen Quellen der Shinto-Religion, Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 9783525541197
  4. 4,0 4,1 4,2 David Weiss (2018), Slaying the Serpent: Comparative mythological perspectives on Susanoo's dragon fight, Journal of Asian Humanities at Kyushu University, Volume 3, https://doi.org/10.5109/1916286
  5. Hiroko Ikeda (1983), A Type and Motif Index of Japanese Folk-literature, China academy
  6. William George Aston (1896), Nihongi, chronicles of Japan from the earliest times to A.D. 697, The Japan Society
  7. Nelly Naumann (1996), Mythen des alten Japan, Anaconda (2011), S. 106, ISBN 978-3866475892
  8. Miura Sukeyuki (2007), 古事記講義 (Kojiki kōgi), 文藝春秋, ISBN 978-4167725037
  9. Nelly Naumann (1971), Umwandeln des Himmelspfeilers, Asian Folklore Studies, Band 5, Brill, ISBN 978-90-04-03554-6
  10. F. J. Daniels (1960), Snake and Dragon Lore of Japan, Folklore, 71(3), https://doi.org/10.1080/0015587X.1960.9717234
  11. Ronald Hutton (1991), The Pagan Religions of the Ancient British Isles: Their Nature and Legacy, Blackwell, ISBN 978-0-631-17288-8
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