St. Leonard's Forest ist ein Wald in West Sussex in England. Aus dem Wald gibt es mindestens zwei Berichte über Drachen.
St. Leonard[]
Die älteste Beschreibung eines Drachen in dem Wald stammt aus Æthelweards Chronicon über das Jahr 770. Der namensgebende Leonhard von Limoges soll im 6. Jahrhundert in diesem Wald beim Beten von einem Drachen umschlungen worden sein. Doch er erkannte den Teufel und die Schlange von Eden in ihm, woraufhin der Drache tot zu Boden fiel[1]. Nach anderen Quellen fand ein langer Kampf zwischen Leonard und dem Drachen statt. Als Leonard durch den Drachen verletzt wurde und sein Blut den Boden berührte, wuchsen an dieser Stelle weiße Lilien[2][3]. Nach manchen Angaben soll es sich um den letzten Drachen Englands gehandelt haben[4].
Als Lohn dafür, dass er den Drachen erlegt hatte, verlangte er, dass alle Schlangen den Wald verlassen, und dass die Nachtigallen, die sein Gebet mit ihrem Gesang störten, nie wieder singen[5]. Nach einer anderen Version soll er die Schlangen taub gemacht haben[2][4].
Sussex Dragon[]
Im August des Jahres 1614 wurde in London ein Flugblatt unter dem Titel "True and Wonderfull - A Discourse relating a strange and monstrous Serpent, or Dragon" veröffentlicht. Darin wird von einer 9 Fuß (ca. 2,7m) langen Schlange (oder Drache) berichtet, welche mit ihem Gift Menschen und Vieh der Umgebung um den St Leonard's Forest tötete. Um den Hals hatte sie einen Ring aus weißen Schuppen, während der Rücken schwarz und der Bauch rot geschuppt war. Zudem hatte sie Füße und Flügel, was für Schlangen ungewöhnlich ist. Der Autor merkt jedoch an, dass diese Beschreibung nur auf Beobachtungen aus der Ferne basiert, da es tödlich gewesen wäre, sich dem Tier zu nähern[6].
Man vermutete, dass der Drache in einer der Höhlen geboren wurde, die es in dem Wald gibt. Er soll, wenn er sich fortbewegte, eine schneckenartige Schleimspur hinterlassen haben, die vor allem durch ihren widerlichen Geruch auffällig war. Auch die Luft wurde vom Drachen verpestet, so dass jeder, der diese einatmete, sterben musste. Wenn das Tier jemanden in seiner Umgebung wahrnahm, richtete es sich ähnlich einer Kobra auf[6].
Es wurden Leichen eines Mannes und einer Frau entdeckt, die vom Drachen durch Gift getötet, aber nicht gefressen worden waren. Gleiches beerichtete ein Mann, der seine Hunde auf das Tier hetzte, welche ebenfalls getötet, aber liegen gelassen wurden[6]. Am 5. September 1614 verzeichnete der Veröffentlicher des Flugblatts, John Trundle, ein Schreiben eines Henry Gosson über die Methode, wie die Schlange getötet werden könne[7]. Dieses liegt heute jedoch nicht mehr vor[8].
Der Drache, der später oft als Sussex Dragon und Sussex Serpent bezeichnet wurde, wurde noch mindestens bis 1692 regelmäßig in den Medien erwähnt. Meist wird er hierbei als Metapher für erfundene Lügengeschichten verwendet[9]. Ein Bericht aus dem Jahr 1878 erzählt von einer weiteren großen Schlange, die mit dem Sussex Dragon verwandt sein soll und im Jahr 1877 gesichtet wurde. Die Schlange soll einen Weg blockiert und mit ihrem Zischen jeden vertrieben haben, der ihr zu nahe kam[10].
Kryptozoologen haben versucht, den Sussex Dragon als Sichtung eines großen Tieres zu erklären. Laut Sheila Kay-Smith könnte es sich um ein Krokodil handeln, das aus einer Menagerie ausgebrochen ist, ähnlich dem Bures Dragon[11]. Dale Drinnon vermutet, dass es sich um einen riesigen Otter handelt, wie er von Heuvelmans beschrieben wurde[12]. Karl Shuker hingegen vermutete eher eine Speikobra als Ursprung der Legenden, da der Drache der Legende ebenfalls Gift spuckte. Eine solche könnte als exotisches Haustier nach Großbritannien gebracht worden sein, wo sie in die Freiheit entkommen ist[13].
Hintergrund[]
Das Flugblatt beschreibt den Drachen zwar als reales Tier auf eine naturalistische Art und Weise, interpretiert ihn jedoch auch aus einer christlichen Perspektive. Dies liegt daran, dass die Natur noch immer als etwas von Gott geschaffenes angesehen wurde. Obwohl der Wald sowohl als Heimat der Tiere als auch als etwas, das der Mensch nutzen kann, angesehen wurde, verhindert die Schlange als eines dieser Tiere eben diese Nutzung, indem sie zur Gefahr für Mensch und Vieh wird. In dieser Hinsicht ist sie als Zeichen Gottes zu lesen und repräsentiert die Sünder, die unter uns leben[8].
Der Herausgeber des Flugblattes, John Trundle, war bekannt für sensationalistische und übertriebene Berichte, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahmen. Er veröffentlichte auch diverse stark übertriebene Flugblätter über Mörder und Diebe[14].
Ähnliche Sagen[]
Die Sage von St. Leonard erinnert an die Sage von Caluppan von der Auvergne, der ebenfalls beim Beten von Schlangen gestört wurde und diese Kraft seines Glaubens bezwingen konnte. Ähnlich ist auch der Satz im Mischna-Traktat Berakhot, welcher besagt, dass man ein Gebet nicht einmal unterbrechen dürfe, wenn eine Schlange sich um die Ferse windet[15].
55 Jahre später erschien in Essex ein ähnliches Flugblatt, welches über die Henham Serpent berichtete.
Trivia[]
- Der Name der Ortschaft Dragon's Green in Shipley, West Sussex deutet auf einen Zusammenhang mit der Legende hin[16].
- Es gibt Vermutungen, dass in der Gegend gefundene Fossilien des Dinosauriers Iguanodon zum Drachenmythos beigetragen haben könnten[4]. Belege dafür gibt es allerdings nicht[17].
Populärkultur[]
- 1652 wurde die "Sussex Serpent" in einer Ballade erwähnt[14].
- In Richard Brathwaites Whimzies: or, a new cast of characters (1631) kommt ein so genannter ballad-monger (Balladen-Händler) vor, welcher über Monster wie den Sussex Dragon singt[18].
- Der Comic-Held Hellboy kämpft in der Geschichte Die Natur des Tieres (engl. The Nature of the Beast, in Deutsch erschienen in Hellboy 5: Die rechte Hand des Schicksals) im St Leonards Forest gegen den Drachen des heiligen Leonard. Dabei verwendet er die Lanze von Guy of Warwick.
Quellen[]
- ↑ Patricia Brown (1998), The role and symbolism of the dragon in vernacular saints' legends, 1200-1500, University of Birmingham
- ↑ 2,0 2,1 Æthelweard (zwischen 975 und 983), Chronicon
- ↑ Mark Antony Lower (1861), Old Speech and Old Manners in Sussex in Sussex Archaeological Collections, Vol. XIII, The Sussex Archaeological Society
- ↑ 4,0 4,1 4,2 David Staveley, Dragons and Serpents in Sussex, Sussex Folklore
- ↑ Jacqueline Simpson (2001), British Dragons, Wordsworth Editions, ISBN 9781840225075
- ↑ 6,0 6,1 6,2 A.R. (1614), True and Wonderfull - A Discourse relating a strange and monstrous Serpent, or Dragon, John Trundle
- ↑ Edward Arber (1875-77), A transcript of the registers of the company of stationers of London; 1554-1640, A. D., Vol. 3, S. 254
- ↑ 8,0 8,1 Jan Stirm (2016), Enter the Dragon: Desire and Meaning in a True and Wonderfull Encounter, Early Modern Culture, Vol. 11, Article 4
- ↑ Jeremy Harte (1994), The Sussex Serpent, Folklore, Volume 105(1-2), https://doi.org/10.1080/0015587X.1994.9715882
- ↑ Charlotte Latham (1878), West Sussex Superstitions, The Folk-Lore Record, Volume 1, Issue 1, https://doi.org/10.1080/17441994.1878.10602542
- ↑ Sheila Kay-Smith (1963), The Weald of Kent and Sussex, Robert Hale
- ↑ Dale A. Drinnon (2013), Living Dragon Reported in Sussex 1614, Frontiers of Zoology
- ↑ Karl Shuker (2016), The Basilisk and Cockatrice, Shuker Nature
- ↑ 14,0 14,1 Gerald D. Johnson (1986), John Trundle and the Book-Trade 1603-1626, Studies in Bibliography, Vol. 39, S. 177-199, https://www.jstor.org/stable/40371840
- ↑ Berakhot 30b
- ↑ Jaqueline Simpson (1978), Fifty British Dragon Tales: An Analysis, Folklore, Vol. 89, No. 1, https://doi.org/10.1080/0015587X.1978.9716092
- ↑ Justin B. Delair, William A. S. Sarjeant (2002), The earliest discoveries of dinosaurs: the records re-examined, Proceedings of the Geologists' Association Volume 113, Issue 3, https://doi.org/10.1016/S0016-7878(02)80022-0
- ↑ A Ballad-monger in Richard Brathwaite (1631), Whimzies: or, a new cast of characters