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Sündenfall

Traditionelle Darstellung des Sündenfalls von Michelangelo. Links übergibt die Schlange, hier in humanoider Gestalt, den Menschen die Frucht, rechts werden die Menschen aus dem Paradies vertrieben. Der Baum der Erkenntnis mit der darum geschlungenen Schlange steht im Mittelpunkt, 1508-1512

"Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt und so habe ich gegessen. Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse."
―Genesis 3, 13-15

Die Schlange von Eden (heb. נחש‎, nāḥāš, altgr.: ὄφις, ophis), die im Buch Genesis des alten Testamentes auftaucht, ist nach gängiger Interpretation eine Inkarnation des Satans. Sie war nach christlicher Vorstellung der Auslöser der Erbsünde.

Geschichte[]

Sündenfall Cranach

Darstellung des Sündenfalls von Lucas Cranach dem Älteren, 1472

Laut dem Buch Genesis erschuf JHWH (Gott) zuerst Adam und dann dessen Frau Eva, welche er im Garten Eden leben ließ. In diesem Garten sollen alle Tiere in Frieden nebeneinander gelebt haben[1].

JHWH erlaubte den Menschen, von allen Früchten des Gartens zu Essen, mit Ausnahme der Früchte des Baumes der Erkenntnis (vermutlich ein Feigenbaum). Die Schlange jedoch verführte Eva, entgegen des Verbotes von der Frucht zu kosten, und auch Adam tat es ihr gleich. Dies hatte zur Folge, dass die beiden ihre eigenen Nacktheit erkannten und sich mit Feigenblättern bedeckten oder vor JHWH versteckten[2].

Daran erkannte jedoch JHWH, dass die beiden vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Adam schiebt zunächst die Schuld auf Eva und diese auf die Schlange, jedoch verbannte JHWH sie aus dem Garten Eden. Nach christlicher Vorstellung konnte erst Jesus mit seinem Selbstopfer die Menschen von der Last dieser Erbsünde befreien. Die Schlange jedoch soll nach manchen Interpretationen zur Strafe ihrer Beine beraubt worden sein. Außerdem ist dies der Grund, warum Menschen auf Schlangen treten, wenn sie sie sehen[3]. In mittelalterlichen Bestiarien wird hier eine Parallele gezogen zu Elefanten, die von Indischen Drachen umgeworfen werden, dabei aber auf den Drachen fallen und ihn zerquetschen, so wie die Schlange Adam und Eva verführt hatte, wofür deren Nachkommen die Schlange zertreten[4].

Nach jüdischer Auffassung steht die Schlange für die Lust, und Eva für die Verführung, während Adam für die Vernunft steht, die versucht der Verführung zu wiederstehen, was ihr jedoch nicht gelingt[5]. Eine andere Interpretation ist, dass die Schlange Adams Platz einzunehmen versucht, um eine sexuelle Beziehung mit Eva zu führen. Indem sie Adams Platz einnehmen will, stellt sie sich auch gegen Gott[6].

Die Assoziaton der Schlange mit dem Teufel wird im Alten Testament höchstens angedeutet, z.B. in Weisheit Salomos 2:24 oder in Römer 16:20, kam zu der Zeit jedoch bereits in der rabbinischen Literatur vor[7]. Im Christentum wird die Schlange fast immer mit dem Teufel gleichgesetzt.

Draconopides[]

Draconcopes - Der naturen bloeme - Jacob van Maerlant - KB KA 16 - 124v a1

Draconcopes in Der naturen bloeme, Ausgabe aus dem 14. Jahrhundert

Als Draconopides, Dracontopides oder Draconopades[8] werden Darstellungen der Schlange (oder von Schlangen im Allgemeinen) bezeichnet, die (meist menschliche) Gliedmaßen und menschliche Gesichter haben. Dabei ist die Darstellung als Frau wesentlich häufiger[9]. Diese Darstellungen basieren auf der biblischen Aussage, Gott hätte die Schlange für die Verführung der Menschen bestraft, indem er sie auf ihrem Bauch kriechen lässt. Dies wurde so interpretiert, dass die Schlange vorher Gliedmaßen hatte und laufen konnte[10]. Gemäß dem Midrasch Genesis Rabbah stand die Schlange, als sie noch Beine hatte, aufrecht wie ein Schilfrohr und war so groß wie ein Kamel[11].

Dies passt mit Sagen aus anderen Kulturkreisen zusammen, die beschreiben, wie die Schlange ihre Gliedmaßen verlor, und mit der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Schlangen von Reptilien mit Beinen abstammen. Ähnliche Gestalten sind die Echidna der griechischen Mythologie, die Naga der indischen Mythologie oder die Schlangenmenschen diverser Fantasy-Werke.

Als Draconcopes oder Drachenkopp kommt diese Schlange auch in einigen naturwissenschaftlichen Werken des Mittelalters vor. Konrad von Megenberg beschreibt, dass es sich um eine Schlange mit dem Gesicht einer Jungfrau handelt, die in Griechenland verbreitet ist. Auch Megenberg setzt diese Kreatur mit der Schlange von Eden gleich[12]. Seine Beschreibungen basieren auf denen aus Vincent of Beauvais Speculum naturale[13].

Megenberg vermutet, dass die Schlange, als sie Eva gegenübertrat, nur ihr menschliches Gesicht zeigte und die drachenartigen Teile ihres Körpers verborgen hielt. Er stellt außerdem zwei Theorien auf, wie es möglich war, dass die Schlange zu Eva spricht. Entweder hatte die Schlange nicht nur ein menschliches Gesicht, sondern auch menschliche Stimmbänder besitzt, oder es handelte sich um den Teufel in Gestalt einer Schlange[12].

Trivia[]

Up from dragons cover

Cover des Buches "Up from Dragons", des Nachfolgers von "Dragons of Eden"

  • Der Name der mesopotamischen Gottheit Ningišzida kann mit "Herr des guten Baumes" übersetzt werden. Er wird von zwei gehörnten Schlangen symbolisiert, welche einen Baum/Stab umwinden. Aus diesen beiden Gründen liegt die Vermutung nahe, dass seine Symbolik den Baum der Erkenntnis und die Schlange von Eden beeinflusst hat.
  • Manchen Legenden zufolge war der Baum der Erkenntnis ein Birnbaum, der aufgrund seiner Beziehung zur Schlange von Eden als "Drachenbaum" bezeichnet wurde.
  • Der Haselwurm soll mit der Schlange von Eden verwandt sein.
  • Nach dem hebräischen Wort für Schlange, nāḥāš (heb. נחש‎)‎, ist die ausgestorbene Schlangengattung Najash benannt, welche noch Beine trug und somit an den Mythos erinnert, dass die Schlange von Eden ihre Beine als Bestrafung verlor.
  • Carl Sagan interpretierte die Schlange von Eden und den Drachenmythos in seinem Buch The Dragons of Eden als Ausprägung einer erblichen Furcht der Menschen vor Reptilien.
  • Der Drache, der vom Apostel Thomas getötet wurde, identifizierte sich selbst als die Schlange von Eden.
  • Dass eine Schlange einen Obstbaum bewacht ist ein Motiv, das auch beim griechischen Ladon und in der irischen Táin Bó Froích vorkommt.

In der Populärkultur[]

  • In John Miltons epischen Gedicht Paradise Lost (1667) wird die Sünde als Mischwesen aus Mensch und Schlange dargestellt, möglicherweise angelehnt an die Draconopides-Darstellungen der Schlange von Eden[9].
  • In ihrem Werk Isis entschleiert setzt die einflussreiche Esotherikerin Helena Petrovna Blavatsky die Schlange aus dem Garten Eden mit dem Drachenkönig Thevetat gleich, der laut ihren Lehren im Jahr 850,000 v.Chr. die Tolteken von Atlantis zu schwarzer Magie verführte. Thevetat wird außerdem gleichgesetzt mit Devadatta (thai.: เทวทัต, Thewathat), einem Gegenspieler von Siddhartha Gautama im Buddhismus.
  • SCP-682s Unsterblichkeit soll laut eigener Aussage eine Strafe dafür sein, dass es Eva die verbotene Frucht angeboten hat.
  • Dass das Pokémon Knapfel und seine Weiterentwicklungen in Äpfeln lebende Schlangen sind, deutet auf die Schlange von Eden als Inspiration hin.

Galerie[]

Quellen[]

  1. Mose 2,7-25
  2. Mose 3,1-7
  3. Mose 3,12-15
  4. Thomas Honegger (2019), Introducing the Medieval Dragon, University of Wales Press, ISBN 978-1786834683
  5. Philon von Alexandria (1. Jahrhundert), Legum allegoriae
  6. Marc Michael Epstein (1996), Harnessing the Dragon: A Mythos Transformed in Medieval Jewish Literature and Art in Laurie L. Patton, Wendey Doniger (1996), Myth and Method, University Press of Virginia, S. 352-389, ISBN 9780813916576
  7. David E. Aune (1997), Revelation, Band 3, ISBN 9780849915451
  8. Charles Owen (1746), An essay towards a natural history of serpents, https://doi.org/10.5962/bhl.title.58688
  9. 9,0 9,1 John M. Steadman (1957), "Sin" and the Serpent of Genesis 3 "Paradise Lost", II, 650-53, Modern Philology Vol. 54, No. 4, https://www.jstor.org/stable/434976
  10. Karl Shuker (2011), A BIPEDAL SNAKE IN THE GARDEN OF EDEN? WHAT DID THE PRE-CURSED SERPENT LOOK LIKE?, Shuker Nature
  11. Bereshit Rabbah 19
  12. 12,0 12,1 Konrad von Megenberg (ca. 1349-1350), Das Buch der Natur, K. Aue (1861), S. 270-271
  13. Vincent of Beauvais (1481), Speculum naturale, urn:nbn:de:hbz:061:1-521534
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