Drachen Wiki
Registrieren
Advertisement


Twenty-sided-dice

Dieser Artikel beschreibt Lindwürmer in der Mythologie und Folklore. Falls Sie nach anderen Lindwürmern suchen, finden Sie diese/n unter Lindwurm (Begriffsklärung).



Fafnir

Siegfried tötet den Lindwurm Fafnir

Lindwurm (sowohl das Wort lint als auch wyrm oder orm bedeuten Schlange) ist eine germanische Bezeichnung für Drachen im Allgemeinen, wird jedoch vor allem in englischsprachtigen Raum auch als Bezeichnung für einen spezifischen Drachentyp verwendet.

Begriffsgeschichte[]

Das Wort ist in seiner mittelhochdeutschen Form lintwurm erstmals im 9. Jahrhundert belegt[1] und wurde zum Ursprung des altnordischen linnormr. In Altschwedisch wurde daraus lindormber (modernes Schwedisch Lindorm)[2]. Es wurde, wie auch das englische wyrm oder worm, ursprünglich für alle kriechenden Tiere wie Schlangen, Würmer usw. verwendet. Vermutlich sind die damit verbundenen Mythen älter, jedoch gibt es aus vorchristlicher Zeit kaum schriftliche Quellen aus dem germanischen Raum. Unter Einfluss des Christentums vermischten diese Mythen sich mit dem griechischen Drakon bzw. latenischen Draco zu dem mittelalterlichen Bild des Drachen, für den Lindwurm (deutsch) und wyrm (englisch) zu Synonymen wurden[3][4]. Auf einen germanischen Schlangen-Mythos vor der Übernahme des Wortes Draco deutet die Häufigkeit von Kennings für Gold, welche auf dem altnordischen Wort für Schlange, ormr, basieren, in isländischen Sagas und Skaldengedichten hin. Im Vergleich dazu sind Kennings, die das Wort dreki enthalten, eher selten[5].

Die Übernahme des lateinischen Wortes in die germanischen Sprachen muss vor dem 7. Jahrhundert passiert sein, da auf diese Zeit die Zweite Lautverschiebung datiert wird, im Zuge derer aus dem k-Laut vieler Wörter ein ch-Laut wurde, so auch im Wort Drache. In Schwedisch, wo diese Lautverschiebung nicht stattgefunden hat, lautet das Wort noch heute drake[6]. Die ältesten bekannten Verwendungen des Wortes in der deutschen Sprache stammen aus Otfrid von Weißenburgs Evangelienbuch (9. Jahrhundert), gefolgt von Notker III. im 10. Jahrhundert[7].

Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts wird in der deutschsprachigen Literatur noch überwiegend das Wort "wurm", in religiösen Texten auch "nater", verwendet, während "trache" fast nur in Übersetzungen lateinischer Texte vorkommt, z.B. in althochdeutschen Versionen des Physiologus. Doch ab dieser Zeit werden die Begriffe, genau wie "slange", etwa gleich oft verwendet. Manche Autoren wie Gottfried von Straßburg, Heinrich von Freiberg und Eilhart von Oberg verwenden fast ausschließlich "trache" und das ebenfalls vom lateinischen abgeleitete "serpant". In der Heldenepik kommt weiterhin hauptsächlich "lintdrache" und "lindwurm" vor, nur in den Epen um Wolfdietrich und Dietrich von Bern überwiegt "wurm"[8].

Während der germanische "Wurm" also im Zuge des Mittelalters also immer mehr mit dem griechisch-römischen Drakon zum hagiographischen und literarischen Drachen des Mittelalters verschmolz, blieb die Bezeichnung "lintwurm" und auch die Darstellung als Schlange in deutschen, englischen und skandinavischen Volkssagen z.T. erhalten[9]. Im 13. Jahrhundert wurde in Isländisch das Wort linnormr verwendet, um das deutsche Wort Lindwurm in der Thidrekssaga zu übersetzen[10].

In modernen Werken werden Wörter wie Lindwurm oder Wyrm darum oft für schlangenartige Drachentypen verwendet. Die als Lindwürmer beschriebenen Tiere besitzen dann meist keine Flügel und in den meisten Beschreibungen auch nur zwei[11] oder gar keine Beine. Während in mittelalterlichen Darstellungen noch die meisten Drachen schlangenartige Körper hatten, ist dies in der modernen Fantasy eher unüblich, wodurch diese Unterscheidung notwendig wurde. Die genaue Definition des Lindwurms als flügellose Drachen stammt aus der britischen Heraldik, wo kein schlangenartiger Körper nötig ist[12][13], während in der deutschen Heraldik Lindwürmer als vierbeinige Drachen definiert sind[14][15]. Jedoch sind in der Heraldik derartige Unterscheidungen immer unklarer, da viele der angeblichen Unterscheidungsmerkmale unabhängig von der Bezeichnung als Drache, Lindwurm oder Wyvern vorkommen[13]. In der norwegischen Heraldik werden Seeschlangen als lindorm bezeichnet.

In manchen modernen Werken wird ein Unterschied zwischen den Begriffen Lindwurm und Wyrm gemacht. Demzufolge bezeichnet Lindwurm einen schlangenähnlichen Drachen mit mindestens zwei Beinen, während Wyrm für alle Schlangendrachen ohne Beine steht. Seltener wird der Wyrm auch Guivre genannt, was eigentlich der französische Ursprung des Wyvern ist[16]. Manche bezeichnen auch alle zweibeinigen Drachen als Lindwürmer, wodurch auch geflügelte Wyvern dazu zählen.

Oft werden auch regionale Fabelwesen wie der Tatzelwurm oder Haselwurm damit verglichen. Das schwedische Lindorm hat sich auch als Bezeichnung für einen Kryptiden etabliert, bei dem es sich um eine große Schlange zu handeln scheint.

Aufgrund der Namensähnlichkeit zum Lindenbaum werden Lindwürmer in manchen Sagen damit assoziiert, z.B. bei Fafnir, der Otternlinde bei Wurzach oder dem Farum Lindorm[17].

In der Populärkultur[]

  • In der TV-Serie Hilda kommt ein Lindwurm vor. Frida, eine der Protagonisten, ist verwundert, dass es sich um einen Drachen handelt anstatt um einen kleinen Wurm.
  • König Lindwurm ist ein Märchen aus Dänemark, in dem eine Frau einen Lindwurm gebiert. Nachdem dieser alle seine Hautschichten ausgezogen hat, kommt ein Mensch hervor.
  • In den Zamonien-Romanen von Walter Moers sind Lindwürmer eine zivilisierte Dinosaurier-Art, die auf der Lindwurmfeste lebt. Der Lindwurm-Schrifsteller Hildegunst von Mythenmetz ist der Protagonist und fiktive Autor einiger der Bücher.
  • Dr. Drake verwendet die Bezeichnung Lindwurm für eine asiatische Drachenart, die wahrscheinlich auf Marco Polos Beschreibung zweibeiniger Schlangen aus China basiert. Europäische Drachen mit schlangenförmigen Körpern bezeichnet Drake als Knucker[18].
  • Der Basilisk aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens ergänzt die typischen Merkmale des Basilisken, einer kleinen Schlange, deren Gift und Blick tödlich sind, um einige Merkmale des Lindwurmes der britischen Folklore, z.B. seine gigantische Größe und das Aussehen, das sich durch Hörner und andere Details von einer reinen Schlange unterscheidet[19].

Trivia[]

  • Der Mythos des britischen Lindwurms oder Laidley Worm scheint im Laufe der Zeit das Fabelwesen Beithir hervorgebracht zu haben.

Quellen[]

  1. Wolfgang Pfeifer (1989), Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage, DTV (2005), ISBN 3-423-32511-9
  2. Elof Hellquist (1922), Svensk Etymologisk Ordbok, C. W. K. Gleerups Förlag
  3. Tim Eveland (2019), Dragon History: Medieval Dragons vs. Modern Fantasy Dragons
  4. Lutz Röhrich (2000), Drachen - gestern und heute, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Ausgabe 103, S. 183-194
  5. Jonathan D. Evans (2000), The Heynesbók Dragon: An Old Icelandic Maxim in Its Legal-Historical Context, The Journal of English and Germanic Philology, Vol. 99, No. 4, S. 461-491, https://www.jstor.org/stable/27712001
  6. Martin P. Nilson (1947), The Dragon on the Treasure, The American Journal of Philology Vol. 68, No. 3, S. 302-309, https://doi.org/10.2307/291124, https://www.jstor.org/stable/291124
  7. Valentina Martini (2014), The figure of the dragon in Elder Germanic Literature, Doktorarbeit, Università Ca’ Foscari di Venezia
  8. Claude Lecouteux (1979), Der Drache, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 108. Bd., H. 1, https://www.jstor.org/stable/20656331
  9. Christa Tuczay (2006), Drache und Greif - Symbole der Ambivalenz, Mediaevistik, Vol. 19, http://www.jstor.org/stable/42586342
  10. Richard Cleasby, Guđbrandr Vigfusson (1957), An Icelandic-English Dictionary, Clarendon
  11. Natan Slifkin (2012), Sacred Monsters: Mysterious and Mythical Creatures of Scripture, Talmud, and Midrash, GEFEN BOOKS, ISBN 978-9652295811
  12. Charles Boutell (1892), Heraldry, Ancient and Modern, W.W. Gibbings, S. 139
  13. 13,0 13,1 Lindwurm (Wappentier) im Heraldik-Wiki
  14. Adolf Maximilian Ferdinand Gritzner (1878), Heraldische Terminologie, Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie, Jahrgang 6, S. 313–314
  15. Monsters in Arthur Charles Fox-Davies (1909), A Complete Guide to Heraldry, T.C. & E.C. Jack, S. 224-227
  16. WAS IST EIN DRACHE?
  17. J. E. (1905), Über Etymologie und ihre Bedeutung für Schule und Lehrer, Pädagogische Monatshefte, Vol. 6, No. 4, S. 107-114, https://www.jstor.org/stable/30171001
  18. Dr. Ernest Drake (2004), Expedition in die geheime Welt der Drachen, arsEdition, ISBN 978-3-7607-4818-4
  19. Brendan Daniel Sheridan (2015), The Modern Dragon: Contemporary Representations from Tolkien to Present, Masters Thesis, University of Waikato, S. 37-38, https://hdl.handle.net/10289/9595
Advertisement