Drachen Wiki
Advertisement
Flagge-wales

Der Drache in der walisischen Flagge ist eines der bekanntesten Drachenmotive der Heraldik

Drachen sind sehr häufige Motive in der Heraldik. Dabei ist die Vielfalt von Drachen in Wappen fast so groß wie die Vielfalt von Drachendarstellungen im Allgemeinen.

Beschreibung[]

Häufig speit der Drache auf dem Wappen Feuer oder streckt seine schlangenartige Zunge aus. Die Zunge sowie der Schwanz haben häufig eine dreieckige Spitze ähnlich einem Pfeil, dies war jedoch zur Zeit der britischen Tudor-Dynastie noch nicht üblich[1][2].

Die Praxis, Drachen nach ihrem Körperbau oder der Anzahl der Gliedmaßen zu kategorisieren, stammt ursprünglich aus der britischen Heraldik. Dort wird zwischen vierbeinigen dragons und zweibeinigen wyvern unterschieden. In der deutschen Heraldik wird der vierbeinige Drache als Lindwurm bezeichnet[3][1][2], jedoch ist die als "Drache" bezeichnete zweibeinige Form häufiger[4]. In der britischen Heraldik bezeichnet "lindworm" einen flügellosen Drachen[5].

Geschichte[]

Bayeux-Harald-Drachenbanner

Drachenbanner auf dem Teppich von Bayeux, 11. Jahrhundert

Wappen als individuelle Zeichen, die nicht nur auf Waffen und Bannern, sondern auch auf nicht-militärischen Medien wie Münzen abgebildet wurden, kamen erstmals im 12. Jahrhundert auf. Bereits der Teppich von Bayeux aus dem 11. Jahrhundert zeigt drachenartige Banner auf der Seite von König Harald und Drachen auf den Schilden der Normannen[4]. Bei den Drachen auf dem Teppich scheint es sich aber nicht um echte Wappen zu handeln, die ihre Träger oder deren Zugehörigkeit symbolisieren. Unter den ersten echten Wappen, die vom normannischen Adel angenommen wurden, sind keine Drachen zu finden. Die Banner der angelsächsischen Seite erinnern eher an Dracostandarten der römischen Zeit. Gilbert James French vermutet, dass die Drachen auch die Kraft von Haralds Truppen zeigen sollen, da diese mit ihren Lanzen die Drachen von den Schilden ihrer normannischen Feinde gerissen haben. Dies würde erklären, warum die scheinbaren Banner auf die Form des Drachen ausgeschnitten ware, was für Banner unüblich wäre[6].

Im höfischen Roman Parzival (1200-1210) werden Drachen auf dem Schild und der Rüstung des Orilus beschrieben, die eine magische Schutzwirkungen haben sollen und Orilus arroganten Charakter symbolisieren[7]. Die älteste Erwähnung eines Drachen als Wappentier einer echten Person stammt aus dem Manuskript Tractatus de armis (1395)[8][9]. Ursprünglich konnten die heraldischen Drachen, wie auch die Drachen in Folklore und Naturwissenschaft, jede Anzahl von Gliedmaßen haben. Ab dem 16. Jahrhundert begann man in England, Schottland und Irland jedoch zwischen vierbeinigen Drachen und zweibeinigen Wyvern zu unterscheiden[9].

Heute ist der Drache auf den Flaggen zweier souveräner Staaten abgebildet, nämlich der Republik Malta und des Königreichs Bhutan. Daneben ist der Drache auf der Flagge von Wales im Vereinigten Königreich sehr bekannt. Auch die Wappen von Malta und Bhutan enthalten Drachen, wie auch das Wappen von Island.

Symbolik[]

Da der Drache im Westen eher negativ konnotiert ist, überrascht es, wie häufig er als Wappentier in Europa verwendet wird. In vielen Fällen erinnert das Drachenwappen an eine Drachentötung (siehe Abschnitt Verbindung zu Drachensagen), welche oft den Herrschaftsanspruch eines Adelshauses legitimieren soll[10]. Jedoch kann der Drache auch die Macht eines Herrschers oder dessen Rolle als Hüter über einen Schatz symbolisieren[11][4].

Verbindung zu Drachensagen[]

Viele Stadtwappen erinnern mit Motiven von Drachen und Drachentötern in ihren Wappen an Heilige und andere Drachentöter, die laut Legenden die Stadt vor einem Drachen gerettet haben sollen. Dabei sind manche Drachentöter, wie z.B. der heilige Georg, der Erzengel Michael oder auch Margareta von Antiochia sehr verbreitete Motive, auch ausserhalb der Orte, wo sie angeblich Drachen getötet haben sollen. In den Drachentöter-Darstellungen liegt meist der Drache umgedreht auf dem Boden, während der Drachentöter darauf steht.

Viele ursprünglich von Georg inspirierte Drachenwappen wurden später mit eigenen Drachensagen versehen, die sich in der jeweiligen Stadt abgespielt haben sollen. So gibt es z.B. zum Wappen von London alternativ zur Georgssage auch die Sage von zwei Drachen, die die Stadt schützen. Auch die Drachensage vom Wurmeck in München basiert auf einem Wappen (in diesem Fall die Georgssage und der Panther der Familie Schönecker).

Als so genanntes Redendes Wappen kann ein Drache im Wappen auch nur auf dem Namen eines Ortes oder Adelsgeschlechts basieren, ohne dass es dazu eine entsprechende Sage oder Symbolik gibt[4]. So hat z.B. Drackenstedt, ein Ortsteil der Gemeinde Eilsleben in Sachsen-Anhalt einen Drachen auf dem Wappen, obwohl der Ortsname früher Drikkestedi war und nichts mit Drachen zu tun hatte[12]. Ähnlich ist es mit Wurmannsquick in Bayern, das einen Lindwurm im Wappen hat, obwohl der Ort eigentlich nach dem Söldnerführer Purmann oder Wurmann aus dem 10. Jahrhundert benannt ist. Die ältere Version "Purgmansgwike" hat auch hier keinen Bezug zu dem Drachen[13].

Manche Drachenwappen gehen auch auf die Wappen von Adelsgeschlechtern zurück, die früher über weite Gebiete herrschten. So tragen z.B. zwölf Gemeinden und der Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz den Drachen des Adelsgeschlechts der Diepoldinger im Wappen, ohne dass es Drachensagen über die entsprechenden Orte gäbe[14].

Drachenartige Wappen[]

Unabhängig von europäischen Wappen-Traditionen gibt es auch in Asien, wo der Drache oft als Gottheit angebetet wird, eine große Zahl an Wappen und Flaggen die östliche Drachen beeinhalten.

Als Drachenflug bezeichnet man die seltene Darstellung von körperlosen Drachenflügeln in der Heraldik.

Manche Wappenmotive beinhalten Mischwesen, die zum Teil Drachen sind, wie z.B. die Unterhose, die Drachentaube oder den Drachenadler. Außerdem werden viele Wappentiere wie z.B. Amphithere, Tatzelwurm, Nesselwurm, Cockatrice, Lóng, Lindwurm, Hydra oder Seedrache als "drachenartig" angesehen[2]. Regional gibt es noch weitere drachenartige Wappen, z.B. der Artländer Drache oder die Biscione.

Beispiele[]

Weitere heraldische Drachenabbildungen finden sich unter Wikimedia Commons: Dragons in Heraldy

Trivia[]

  • Die Drachen auf den Flaggen von Wales 🏴󠁧󠁢󠁷󠁬󠁳󠁿 und Bhutan 🇧🇹 existieren auch als Emoji im Unicode. Jedoch funktionieren diese nicht auf allen Plattformen. Der Drache auf der Flagge von Malta ist zu klein, um auf dem Emoji erkennbar zu sein.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. 1,0 1,1 Arthur Charles Fox-Davies (1904), The Art of Heraldry: An Encyclopædia of Armory, T.C. & E.C. Jack, S. 160-162
  2. 2,0 2,1 2,2 Monsters in Arthur Charles Fox-Davies (1909), A Complete Guide to Heraldry, T.C. & E.C. Jack, S. 224-227
  3. Adolf Maximilian Ferdinand Gritzner (1878), Heraldische Terminologie, Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie, Jahrgang 6, S. 313–314
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Georg Scheibelreiter (2007), Tiersymbolik und Wappen im Mittelalter, Das Mittelalter, Band 12, Heft 2, https://doi.org/10.1524/mial.2007.12.2.9
  5. Charles Boutell (1892), Heraldry, Ancient and Modern, W.W. Gibbings, S. 139
  6. Gilbert J. French (1857), On the Banners of the Bayeux Tapestry, and the Earliest Heraldic Charges, Journal of the British Archaeological Association, First Series, Volume 13, Issue 2, S. 113-130, https://doi.org/10.1080/00681288.1857.11888445
  7. Arthur T. Hatto (1968/1969), Herzeloyde’s Dragon Dream, German life and letters, Band 22, S. 16–31
  8. Johannes de Bado Aureo (1395), Tractatus de armis
  9. 9,0 9,1 Rodney Dennys (1975), The Heraldic Imagination, Barrie & Jenkins, ISBN 978-0214653865
  10. David Castleton (2020), England’s Top 3 Dragon Slayers’ Tombs, The Serpent's Pen
  11. Friedrich Wild (1963), Der Drache als englisches Königssymbol, Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse 100/17, S. 93-103
  12. Drackenstedt, Wikipedia
  13. Wurmannsquick, RegioWiki Niederbayern
  14. Reinhold Bucher (2007), Die Gemeindewappen des Landkreises Cham, Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham, Vol. 24, S. 207-278, ISSN 0931-6310
  15. Tanja Holste (2004), Die Porträtkunst Lucas Cranach d. Ä., Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Advertisement