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Ortnit

Ortnit reitet gegen zwei Drachen - Darstellung aus der Heidelberger Handschrift

Ortnit ist ein Ritter aus einer niederdeutschen Sage, die später in das Epos von Wolfdietrich eingebunden wurde.

Ortnits Geschichte[]

Ortnit war der König des Lampartenlandes, der die Tochter des Königs Machorel für sich gewinnen wollte. Seine Mutter riet ihm, in den Bergen Hilfe zu suchen, bevor er sich zur Burg Machorels aufmacht, und gab ihm einen Ring. In den Bergen traf er den Zwerg Alberich und dieser stellte sich auch als Ortnits Vater heraus. Alberich war auch der frühere Besitzer des Nibelungenhorts, den später Fafnir besaß[1].

Alberich stattete seinen Sohn mit einer goldenen, mit Drachenblut gehärteten Rüstung und dem Schwert Rose aus, welches sogar Steine und Drachenhaut durchdringen konnte. Danach half er Ortnit, die Königstochter zu entführen, während er selbst durch eine Tarnkappe unsichtbar war[1].

Zurück im Lampartenland erhielt Ortnit von einem Boten Machorels ein Paket, welches Eier enthielt. Aus diesen Eiern sollen Echsen schlüpfen, die Edelsteine in sich tragen. Ortnit ließ die Tiere in den Bergen von einem Jäger großziehen, und sie stellten sich als Drachen (gmh.: wrm) heraus. Als die Drachen zur Plage wurden, zog er los, um sie zu töten. Er nahm den Ring mit und gebot seiner Frau, nur dem zu vertrauen, der diesen Ring trägt. Entgegen Alberichs Warnung schlief er jedoch in den Bergen ein und wurde von einem Drachen seinen Jungen zum Fraß vorgeworfen[1].

Wolfdietrichs Geschichte[]

Später machte sich Wolfdietrich auf die Suche nach dem verschollenen Ortnit[2]. Im Wald traf er auf einen Löwen und einen Drachen, welche gegeneinander kämpften. Der Drache, der hier den Namen "Schadesam" erhält, wird mit 24 Beinen und 12 Klafter (ca. 22 m) lang beschrieben. Wolfdietrich schlägt ihm mit dem Schwert auf den Kopf, kann seine dicke Haut aber nicht durchdringen. Außerdem war der Drache so heiß, dass Wolfdietrichs eisernes Schwert weich wie Blei wurde. Schließlich gelingt es dem Drachen, den Ritter mit seinem Schwanz zu umwickeln und den Löwen mit seinem Maul zu packen. So trug er beide in seine Höhle, um sie seinen Jungen zum fressen zu bringen[3].

In der Höhle verschlangen die Jungtiere den Löwen, während Wolfdietrich sich befreite und unter den Resten früherer Opfer des Drachen versteckte. Als der Löwe aufgefressen war, suchten sie nach Wolfdietrich und fanden ihn schließlich auch. Sie begannen an ihm zu saugen, doch konnten sein Kettenhemd nicht durchdringen. So wendeten sie ihre Aufmerksamkeit dem erwachsenen Drachen zu und bissen diesen. Da er noch vom Kampf gegen den Löwen schwer verletzt war, verließ er schnell die Höhle, tötete Wolfdietrichs Pferd und warf dieses den Jungdrachen vor[3].

Danach begannen die Jungtiere, mit Wolfdietrich zu spielen und ihn umherzustoßen. Unterdessen schlief der alte Drache ein und Wolfdietrich fand unter dessen Opfern das Schwert des Riesen Eckeleit, mit dem es ihm endlich gelang, Schadesam zu köpfen und auch dessen Jungtiere zu töten[3]. Er schnitt den Drachen die Zungen heraus und konnte mit diesen und einem Ring der Königin später beweisen, dass dass er der wahre Drachentöter war, nachdem ein anderer sich als solcher ausgab, indem er die Köpfe der Drachen brachte[4].

Ortnits Rüstung wurde später von Ecke getragen, als dieser Dietrich von Bern zu Königin Seburg bringen sollte[1].

Ähnliche Sagen[]

Das Motiv der Drachenzungen als Beweis des wahren Drachentöters kommt in vielen Sagen vor. Beispiele sind Tristan und Isolde, Die zwei Brüder, Georgic und Merlin, Der Hirt und die Riesen, Pollard Brawn und The Little Bull-Calf.

Das Motiv des erfolglosen Drachentöters, der zur Beute für die Drachenjungen wird, kommt auch bei König Hernit in der Thidrekssaga vor. Diese Episode könnte möglicherweise durch die Ortnit-Sage inspiriert sein[5].

Ebenfalls mit der Thidrekssaga gemein ist das Motiv des Löwenritters, der einen Löwen vor einem Drachen rettet und von da an von diesem begleitet wird. Tatsächlich wird dieses fast identisch umgesetzt, indem auch dort Ritter und Löwe ins Drachennest getragen werden, wo der Löwe umkommt. In anderen Varianten des Motivs, z.B. Yvain ou Le Chevalier au lion, überlebt der Löwe und wird ein treuer Begleiter des Ritters.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ortnit und Wolfdietrich in Gretel Hecht, Wolfgang Hecht (1969), Deutsche Heldensagen, nacherzählt von Gretel und Wolfgang Hecht, Insel-Verlag (2018), ISBN 978-3458200307
  2. Harald Haferland (2020), Figurenkonstellation, Erzählschema und Action, Beiträge zur Mediävistischen Erzählforschung, Themenheft 6: Widersprüchliche Figuren in vormoderner Erzählliteratur, https://doi.org/10.25619/BmE2020398
  3. 3,0 3,1 3,2 Wolfdietrich (ca. 1250), Fassung D via Viola Meyer (2001), Ortnit und Wolfdietrich D. Kritischer Text nach Ms. Carm 2 der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Band 126, Heft 2, https://doi.org/10.1515/BGSL.2004.356
  4. Wolfdietrich in Götter- und Heldensagen, Lechner (1996), ISBN 9783850494830
  5. Joyce Tally Lionarons (1998), The Medieval Dragon: The Nature of the Beast in Germanic Literature, Hisarlik, ISBN 978-1874312338
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