Drachen Wiki
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Lenox Globus

Der Hunt-Lenox-Globus, 1503-1507

Die lateinische Textphrase hic sunt dracones (auch hic svnt dracones) bedeutet übersetzt "Hier leben Drachen" und beschrieb in wenigen alten Weltkarten Gebiete, die dem Kartographen unbekannt waren. Solche Gebiete wurden meist mit Fabelwesen wie z.B. Drachen illustriert.

Historische Verwendung[]

Jean Mansel Radkarte

Jean Mansels Karte, ca. 1459–1463

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Phrase nur auf zwei historischen Globen und einer Karte nachgewiesen[1]. Die bekannteste Instanz ist auf dem Hunt-Lenox-Globus (1503-1507) zu finden, wo sie die Ostküste Asiens beschreibt[1] (möglicherweise als realer Bezug zu den Komodo-Drachen[2] oder als Anspielung auf das von Marco Polo erwähnte Volk der Dagroianer[3]).

Ein weiteres Beispiel ist ein auf ein Straußenei gezeichneter Globus aus dem Jahr 1504[4], der dem Hunt-Lenox-Globus gleicht und möglicherweise dessen Vorlage war[3]. Die älteste Instanz der Phrase scheint jedoch eine Radkarte aus Jean Mansels La Fleur des Histoires (ca. 1459–1463) zu sein, wo die Inschrift über einer Abbildung eines goldenen Drachen in einem Wald zu lesen ist[3].

Drachen und Monster am Rand der Welt[]

Carta Marina

Die Carta Marina von Olaus Magnus, 1527-1539

Borgia-Karte

Der Ausschnitt der Borgia-Karte, der u.a. den Drachen zeigt, ca. 1450

Das Ausschmücken unbekannter Gebiete mit Fabelwesen war jedoch wesentlich weiter verbreitet und findet sich z.B. auch auf der Carta Marina von Olaus Magnus.

Weitere Beispiele für Drachen auf alten Karten sind:

  • Auf der Londoner Psalterkarte (ca. 1260) sind unter der Erdscheibe Drachen abgebildet, während darüber Jesus und Engel dargestellt werden.
  • Die Ebstorfer Weltkarte (13. Jahrhundert) zeigt im Südosten Afrikas einen Drachen, einen Basilisk und eine Aspis.
  • Die Carta Marina (1539) zeigt neben vielen anderen Seemonstern und Land-Kreaturen auch ein an einen Wyvern erinnerndes Wesen im Norden Lapplands, das ein kleines Säugetier verschlingt.
  • Die Borgia-Karte (frühes 15. Jahrhundert) zeigt einen Drachen in Asien, der laut Beschriftung einen Ochsen am Stück fressen kann.
  • Die Fra Mauro Karte (ca. 1450) zeigt die Isola de' dragoni (dt. Drachen-Insel), auf der Drachen leben sollen, die einen heilsamen Drachenstein tragen. Fra Mauro beschreibt auch die Jagdmethode der Einheimischen, um an die Steine zu kommen, vermutlich basierend auf Albertus Magnus De mineralibus. In einer anderen Beschriftung der Karte erwähnt Fra Mauro, dass einige Historiker gegenüber Drachen, Schlangen und Basilisken skeptisch sind[5].
  • Die Karte des Piri Reis zeigt ganz im Süden (vermutlich Brasilien) eine drachenartige Schlange. Laut Reis' Beschriftung leben in dem Land große Schlangen, wobei es sich um in Südamerika verbreitete Würgeschlangen wie Boas oder Anakondas handeln könnte[6].
  • Alexander von Humboldt vermutete, dass der Name der fiktiven Insel Antillia, Namensgeber der Großen und Kleinen Antillen, sich vom arabischen al-Tin or al-Tennyn, arabisch für Drache, ableitet und die Insel ursprünglich Jezirat al Tennyn, Dracheninsel, hieß, da auch arabische Kartographen dazu neigten, am Rand von Karten Drachen abzubilden[7].

Moderne Verwendung[]

Kumari Kadam Shining Ascension

Drachendarstellungen am Rand von Karten sind auch in der Fantasy häufig, wie z.B. hier im Webcomic Shining Ascension

Obwohl die Phrase wie oben erwähnt nur auf wenigen Karten nachgewiesen ist, herrscht heute die Vorstellung, dass die Phrase auf mittelalterlichen Karten üblich war. Laut Erin C. Blake, Kurator der Folger Shakespeare Library, scheint diese Vorstellung mindestens in das frühe 20. Jahrhundert zurückzugehen, da schon Dorothy L. Sayers in ihrer Kurzgeschichte "The Learned Adventure of the Dragon's Head" (in Lord Peter Views the Body, 1928) erwähnt, dass ein Charakter die Wörter hic dracones auf einer alten Karte liest[1][8].

Vor allem die englische Variante Here be dragons wird heute von diversen Organisationen und Künstlern verwendet. So war sie z.B. das Motto des 26. Chaos Communication Congress, und war auch im Logo unseres englischen Partnerwikis enthalten. Auch Captain Picard aus Raumschiff Enterprise bezeichnet das Unbekannte mit „Beyond this place there be dragons“.

Siehe auch[]

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 Erin C. Blake(1999). "Where Be "Here be Dragons"?". MapHist Discussion Group.
  2. Dennis McCarthy (2009), Here be Dragons – How the study of animal and plant distributions revolutionized our views of life and Earth, Oxford University Press, ISBN 0-19-954246-5
  3. 3,0 3,1 3,2 John J. McKay (2013), "Here be Dragons" and here and here
  4. Meeri Kim(18 August 2013). "Oldest globe to depict the New World may have been discovered". The Washington Post
  5. Piero Falchetta (2006), Fra Mauro's World Map, Brepols, S. 294–295, ISBN 2-503-51726-9
  6. Marco Masseti, Cecilia Veracini (2016), The zoomorphic representations of the Pîrî Reis map (1513), Anthropozoologica 51(1):41-54, https://doi.org/10.5252/az2016n1a3
  7. Alexander von Humboldt (1837), Examen critique, Vol. 2, S. 211
  8. Robinson Meyer (2013), No Old Maps Actually Say 'Here Be Dragons', The Atlantic
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