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Ichneumon

Zwei Ichneumons

Der (vereinzelt auch das) Ichneumon (Herpestes ichneumon, altgr. ἰχνεύμων ichneúmōn) ist eine Raubtierart aus der Familie der Mangusten (Herpestidae). Im weiteren Sinne werden daneben auch manchmal andere afrikanische Arten der Mangusten als Ichneumons bezeichnet. Der Ichneumon vertritt den Mungo in Afrika und ist außerdem als einzige Manguste auch auf europäischem Boden heimisch[1].

In der mittelalterlichen Naturlehre ist der Ichneumon austauschbar mit dem Hydrus (auch Enhydros, Enidros, Hildris, Hydra, Idra, Idres, Ydre, Ydris oder Ydrus).

Antike[]

Hydrus1

Darstellung aus dem 13. Jahrhundert

Der Name Ichneumon (altgr.: ἰχνεύμων) stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Aufspürer“[2]. Aristoteles und Plinius der Ältere beschreiben, dass die Kreatur sich in Schlamm wälzt, um dann einem Krokodil (bei Plinius auch einer Schlange) ins Maul zu kriechen und dessen Herz zu beissen[3][4]. Plinius beschreibt den Ichneumon und sein Verhalten zusammen mit einem Vogel namens trochilus, der die Reste der letzten Mahlzeit des Krokodils aus dessen Maul pickt. Hierbei dürfte es sich um den Krokodilwächter handeln, jedoch ist es keineswegs gesichert, dass dieser wirklich eine solche Symbiose mit Krokodilen eingeht[5]. Möglicherweise basieren beide Beschreibungen, sowohl des Verhaltens des Trochilus als auch des Ichneumon, auf abgewandelten Versionen der selben ursprünglichen Beschreibung[6].

Im alten Ägypten waren die Ichneumons beliebt, da sie Schlangen bekämpften (ähnlich den Mungos in Indien)[7]. Dies wurde vermutlich zum Ursprung der Rivalität zwischen Basilisken und Wieseln in späteren Werken[8].

Auch Isidor von Sevilla beschreibt den Ichneumon und erwähnt, dass aus seinem Geruch sowohl Heilmittel als auch Gifte produziert werden können. Daneben beschreibt Isidor auch den enhydros, ein Wassertier, das im Nil lebt. Außerdem beschreibt er eine Wasserschlange namens hydros, deren Gift ihre Opfer anschwellen lässt, was sich nur mit Ochsenmist heilen lässt[9]. Isidors enhydros geht auf das gleiche Wort bei Solinus zurück und basiert auf dem griechischen Wort enhudris (dt.: Otter, Wasserschlange)[10][6]. Ammianus setzt den enhydros und den hydros schließlich gleich[11]. Isidor beschreibt die Tiere wieder als separate Arten, sieht den Ichneumon aber als eine dritte, getrennte Art[9][6].

Während die hydr-Namensfamilie im Griechischen zunächst nur Wasserschlangen beschrieb (siehe Hydra von Lerna), wird der Hydrus seit Solinus auch als Fisch oder anderes Tier beschrieben[6].

Die spätantike Schriftensammlung Kyraniden beschreibt, dass dem "Ydrus" ein Schlangenstein entnommen werden kann, welcher große Mengen Wasser absorbieren kann. Dazu muss man die Schlange kopfüber aufhängen und mit Lorbeerrauch ausräuchern, bevor man dem Ydrus im Namen Gottes befielt, den Stein freizugeben[12].

Mittelalter[]

Hydrus3

Darstellung von 1185

Die Beschreibungen des Ichneumon kommen auch im Physiologus vor. Hier kommt es häufig zu Verwechslungen mit anderen Tieren wie dem Hydrus oder dem Wiesel. So unterscheidet z.B. der griechische Physiologus noch zwischen diesen drei Tieren, beschreibt das von Aristoteles etablierte Verhalten des Ichneumon aber sowohl beim Hydrus als auch beim Ichneumon selbst. Die zugehörigen Darstellungen wurden im Mittelalter immer weiter ausgeschmückt und gleichen manchmal Schlangen, Hunden oder sogar Drachen. Manche Versionen des Physiologus reduzieren die Beschreibung auch auf nur ein Tier, so kommt z.B. im Millstätter Physiologus nur der Hydrus vor[13][6].

Es tauchen im Mittelalter auch diverse Variationen der Sage auf. So reinigt z.B. im Hortus sanitatis (1491) der Vogel sowohl die Zähne des Krokodils, versucht es aber auch wie der Ichneumon zu töten[14]. Bei Leo Africanus hingegen versucht das Krokodil den Vogel zu fressen, während dieser die Zähne reinigt, doch verletzt sich dabei an einem Dorn auf dem Kopf des Vogels und öffnet das Maul wieder[15]. Aus diesen verschiedenen Beschreibungen entsteht im 13. Jahrhundert auch der Mythos der Cockatrice (siehe dort)[6]. Wolfram von Eschenbach beschreibt in seinem Parzival ein Wesen namens ecidemôn, das allen Giftschlangen den Tod bringt[16].

Hydrus2

Darstellung aus dem 15. Jahrhundert

In der christlichen Symbolik wurde das Verhalten des Hydrus zum Symbol der Auferstehung Jesu aus der Hölle[17]. Der Schlamm, mit dem er sich umgibt, symbolisiert die Sünden der Menschen, die Jesus auf sich nimmt[18]. Eine andere Interpretation sieht in dem Verhalten eine Parallele zum Kampf von Jesus gegen den Teufel, während die Erde den "irdischen" Körper symbolisiert, den er durch seine Geburt durch Maria erhalten hat[19]. Auch auf die Sage der heiligen Margareta von Antiochia, die von einem Drachen verschlungen wurde und aus dessen Bauch wieder hervorkam, wurde das Verhalten des Hydrus interpretiert[20].

Schlupfwespen[]

Das Wort Ichneumon bezeichnete bei Aristoteles und Plinius auch die Schlupfwespe:

"Die Wespen aber, welche Ichneumonen genannt werden, die kleiner als die übrigen sind, töten die Spinnen, schleppen die Leichname in alte verfallene Mauern oder andere durchlöcherte Körper und überziehen das Loch mit Lehm; daraus aber entstehen die spürenden Wespen"
―Aristoteles, Historia animalium, Buch 5, Teil 20. Übersetzung: Alfred Brehm, Brehms Thierleben

Vermutlich inspiriert davon gab Carl von Linne den Schlupfwespen den wissenschaftlichen Namen Ichneumonidae. Sie legen ihre Eier in anderen Arthropoden ab, ohne diese zu töten. Die Larven können sich dann von innen heraus von den Beutetieren ernähren können. Dieses Verhalten erinnert stärker an die dem Ichneumon zugeschriebenen Eigenschaften als das Verhalten des realen Ichneumon[21].

In der Populärkultur[]

  • Im Bram Stoker Roman Das Schloss des Weißen Wurms kauft der Hauptcharakter mehrere Mangusten, um einer Schlangenplage Herr zu werden. Letztendlich erweißen sich diese aber als nutzlos, da die Schlangen von dem Weißen Wurm, einer Art Drache, ausgehen.
  • In der Reihe Die Mächte des Feuers tritt ein Drachentöter mit dem Decknamen Ichneumon auf.

Siehe auch[]

Quellen[]

  1. Wikipedia: Ichneumon
  2. Wilhelm Gemoll (1965), Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch, G. Freytag Verlag
  3. Aristoteles (4. Jahrhundert v.Chr.), Περὶ τὰ ζῷα ἱστορίαι (Historia animalium)
  4. Gaius Plinius Secundus Maior (77), Naturalis historia
  5. Thomas R. Howell (1979), Breeding Biology of the Egyptian Plover, Pluvianus Aegyptius, University of California Press, ISBN 9780520038042
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 Laurence A. Breiner (1979), The Career of the Cockatrice, Isis, Vol. 70, No. 1, https://www.jstor.org/stable/230876
  7. Hans Bonnet (2000), Ichneumon in Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag, ISBN 3-937872-08-6, S. 321.
  8. Robert McNeill Alexander (1963), The Evolution of the Basilisk, Greece & Rome Vol. 10, No. 2, S. 170-181, https://www.jstor.org/stable/642817
  9. 9,0 9,1 Isidorus Hispalensis (ca. 623), Etymologiae
  10. Gaius Julius Solinus (4. Jahrhundert), Collectanea rerum memorabilim, Weidmann (1958)
  11. Ammianus Marcellinus (4. Jahrhundert), Rerum gestarum, Harvard University Press (1950)
  12. Anonymous (1665), Of the nature of a certain stone, found in the Indies, in the head of a serpent, Philosophical Transactions of the Royal Society, Vol. 1, Issue 6, https://doi.org/10.1098/rstl.1665.0047, ISSN 2053-9223
  13. Christian Schröder (2005), Der Millstätter Physiologus: Text, Übersetzung, Kommentar, Königshausen & Neumann, ISBN 9783826027369
  14. Hortus sanitatis, Jacob Meydenbach (1491)
  15. al-Ḥasan b. Muḥammad al-Wazzān al-Fāsī (1526), Descrittione dell' Africa
  16. Arthur Groos (1995), Wolframs Schlangenliste (Parzival 481) und Pseudo-Apuleius, in Josef Domes, Werner E. Gerabeck, Bernhard D. Haage (1995), Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung, Festschrift für Gundolf Keil zum 60. Geburtstag, S. 129-148
  17. Matthews, John and Caitlin (2005), The Element Encyclopedia of Magical Creatures, Harper Element, ISBN 9780007365050, Seite 247 (englisch)
  18. Ralph Brocklebank (2002), How many heads has a Hydra?, Dragonlore, Issue 27
  19. Michael J. Curley (Übersetzer, 1979), Physiologus, University of Chicago Press (2009), ISBN 9780226128702
  20. Louise W. Lippincott (1981), The Unnatural History of Dragons, Philadelphia Museum of Art Bulletin, 77(334), https://www.jstor.org/stable/3795303, https://doi.org/10.2307/3795303
  21. Wikipedia: Schlupfwespen
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